Eine Fahrt entlang der Rías Altas, der Nordküste von Galicien, von Ribadeo über Foz und Viveiro bis zum Wallfahrtsort Santo André de Teixido.
Die galicische Nordküste zählt zu den abwechslungsreichsten Küstenlandschaften in Nordspanien. Fernab von den Zentren des Tourismus finden wir hier einsame Strände, tief ins Land reichende Rías und Landzungen, die weit ins Meer reichen. Bei schönem Wetter kontrastiert das Blau des Himmels mit dem Weiß der Wolken, das ruhige Meer mit der Gischt der Wellen sowie das Grün der Bäume mit dem Grau der Felsen. Dazwischen, hauptsächlich im Frühling, flimmern Blütenteppiche gelb, blau und violett so weit das Auge reicht.
Eine Tour entlang der Rías Altas
Ribadeo
Vom Osten kommend, überqueren wir der Küstenautobahn A-8 folgend die Ría de Ribadeo und damit die Mündung des Flusses Eo, der hier die Grenze zwischen Asturien und Galicien bildet. Der Parkplatz vor der Brücke gibt Gelegenheit für einen kurzen Stopp mit Blick auf die Stadt Ribadeo auf der anderen Seite der Mündung. Kaum zu glauben, dass das Hafenstädtchen einmal durch den Handel mit den Hansestädten im Baltikum zu Wohlstand kam. Heute bröckeln die Farben von den Fassaden der Jugendstilhäuser am Hang der Hügelkette.
Am ersten Sonntag im August steigt der Puls der Galicier. Es ist der Tag des Dudelsacks: Die Xira de Santa Cruz auf dem gleichnamigen Hügel ist Wallfahrt und Folklorefestival in einem. Die Xira ist neben Stadtfest zu Ehren der Heiligen Señora do Carme am 16. Juli die beliebteste Fiesta in Ribadeo.
Hinter der Brücke verlassen wir so bald wie möglich wieder die Autobahn auf die alte Nationalstraße N-640 und nehmen nach wenigen Kilometern die Abfahrt nach Rinlo. Der kleine Fischerort an der Küste lädt zu einem kurzen Stopp ein. Vor uns steht ein Abschnitt, der mehr oder weniger direkt an der Küstenlinie entlangführt. Die kleine Straße erschließt einige der schönsten und spektakulärsten Strände der Rías Altas.
Spektakuläre Strände
Zuerst schauen wir auf die Praia Os Castros, benannt nach den Ruinen einer Keltensiedlung. Wenige hunderte Meter weiter folgt der Strand der Inseln, die Praia das Illas, bis wir nach weiteren kleineren Stränden die Praia das Catedrais erreichen, deren Beliebtheit schon von Weitem an den großen Parkplätzen und einem Restaurant zu erkennen ist.
Die Praia das Catedrais (dt. Strand der Kathedralen) ist als Naturdenkmal ausgezeichnet. Erosion und Brandung haben Gewölbe in den Felsen geschlagen, sodass der Vergleich mit Kirchenschiffen von Kathedralen nachvollziehbar ist. Vielleicht erreichen wir den Strand zu falschen Zeit. Bei Flut steht alles unter Wasser, nur bei Ebbe kann der Strand betreten werden. In Richtung Westen folgt eine lange Kette von Stränden, deren Wasserqualität gut ist. Später müssen wir uns entscheiden, eine der Stichstraßen in Richtung Süden zurück auf die N-634 zu nehmen, denn die breite Mündung des Flusses Masma hindert uns daran, direkt die Hafenstadt Foz zu erreichen.
Foz
Die Küstenstadt Foz ist keine Schönheit, aber wegen der Strände bei einheimischen Touristen beliebt. Der Ort eignet sich aber aufgrund des guten Angebots von Unterkünften als Übernachtungsstation. Wer mit dem Wohnmobil unterwegs ist, findet direkt an der Ría de Foz auf dem Parkplatz an der Travesía da Ribeira beim Sporthafen einen kostenlosen städtischen Wohnmobilstellplatz (GPS 43.56361, -7.25778).
Ca. vier Kilometer westlich von Foz liegt die kleine, sehenswerte romanische Kirche San Martín de Mondoñedo aus dem 8. Jahrhundert, die als Iglesia Romanica San Martín, ausgeschildert ist. Hier befand sich zeitweise ein Bischofssitz, der später in der das 20 km südlicher gelegene Mondoñedo verlagert wurde. Das Städtchen liegt an der Autobahn A-8 nach A Coruña und lohnt sich als Abstecher von der Küste.
Von Foz führt die N-642 entlang der Küste bis nach Viveiro. Wer sich für Keramik interessiert, mag nach der Hälfte des Wegs vor Cervo einen Abstecher nach Sargadelos machen. Die überregional bekannte Keramikwerkstatt bietet einen eigenen Werksverkauf. Leicht beschädigte Stücke können zu einem stark reduzierten Preis gekauften werden. Ein Museum zeigt moderne Gegenstände des tagtäglichen Gebrauchs.
Viveiro
Das sehenswerte Hafenstädtchen Viveiro ist sicherlich der reizvollste Küstenort an den Rías Altas. Es lohnt ein Bummel durch die kleine historische Altstadt mit engen Gassen und alten Kirchen. Teile der Stadtmauer und Stadttore sind noch erhalten. Der Strand Praia de Covas bietet im Sommer gute Bademöglichkeiten. Auch Viveiro bietet eine Anzahl guter Unterkünfte (P+) für eine Übernachtung.
Praia de San Román
Von Viveiro führt die Provinzstraße LU-862 über O Vicedo nach Porto do Barqueiro. Etwa acht Kilometer hinter Viveiro geht eine Stichstraße bei km 77 in Richtung Meer zu einer Cafeteria. Hier liegen zwei Strände, die die Bezeichnung Traumstrand verdient haben: Die Praia de San Román und die große Praia de Area Grande. Ein kurzer Fußweg führt zu dem Aussichtspunkt Cruz de San Román mit einem wunderschönen Blick auf die abwechslungsreich gegliederte Küste, die Strände und die Ría do Viveiro.
Hinter O Vicedo erreichten wir einen der schönsten Rías der Gegend, die an Sandbänken reiche Ría do Barqueiro mit dem Strand Praia Arealonga. In die Ría do Barqueiro mündet der Fluss Sar, der die Grenze zwischen den galicischen Provinzen Lugo und A Coruña markiert und der heute von drei Brücken überquert wird. Kurz danach erreichen wir Fischerörtchen O Porto do Barqueiro, wo wir nach rechts auf die AC-100 in Richtung Faro de Estaca de Bares abzweigen.
Estaca de Bares
Die kleine Nebenstraße schlängelt sich in vielen Kurven über die Halbinsel bis zum Kap Estaca de Bares, dem nördlichsten Punkt der Iberischen Halbinsel. Hinter dem Leuchtturm führt ein Trampelpfad fast bis zur Spitze der Landzunge. Winde wehen, blasen oder peitschen je nach Wetterlage aus allen Himmelsrichtungen. Für alle, die sich auf den Weg gemacht haben, die Rías Altas zu erkunden, ist das Kap ein absolutes Muss.
Auf dem Rückweg nach Barqueiro kann ein Stopp in dem kleinen Fischerort Porto de Bares eingelegt werden. Dann geht es weiter auf der AC-862 in Richtung Ortigueira. Wer möchte, kann einige Kilometer vor Ortigueira das nette Fischerörtchen Porto de Espasante besuchen. Hier lockt der relativ windgeschützte Strand Praia de San Antonio. Im Dorf lebt ein frei laufendes Schwein, das von den Einheimischen ein Jahr lang gehätschelt wird, um dann am 13. Juni anlässlich des Patronatsfests gemeinsam verspeist zu werden.
Ortigueira
Das ruhige Städtchen Ortigueira ist bekannt für Meeresfrüchte, insbesondere für Entenmuscheln (Percebes). Nördlich des Zentrums liegt am nördlichen Ufer einer Halbinsel mitten in der Ría de Ortigueira ein schöner Strand mit Dünen und Picknickplätzen, die auch in der Hochsaison fast nie überlaufen sind.
Steilküsten der Serra da A Capelada
Hinter Ortigueira umfahren wir das südliche Ufer der gleichnamigen Ría und zweigen bei Ponte de Mera auf die Straße (DP-6121) in Richtung Cariño ab. So steuern wir auf die letzten landschaftlichen Höhepunkte dieser Tour entlang der Rías Altas zu, die auf der Halbinsel Serra da A Capelada liegen. Uns erwarten wieder ein Kap, grandiose Steilküsten, Wälder und Weiden und mit viel Glück taucht eine Herde wilder Pferde auf.
Die Straße führt auf den Höhen entlang des westlichen Ufers der Ría de Ortigueira über das Städtchen Cariño zum Kap Cabo Ortegal. Dieser Landzunge trennt den offenen Atlantik und den Golf von Biskaya, der in Spanien Mar Cantábrico heißt.
Vom Kap geht die Straße zurück nach Cariño, wo eine kleine Straße (DP-2205) nach rechts in Richtung Santo André de Teixido abbiegt, die auch als Route der Miradores (Aussichtspunkte) bezeichnet wird. Die kurvenreiche Bergstraße führt hinauf zum Aussichtspunkt Vixía da Herbeira, der gegenüber einer großen Windparkanlage liegt. Von hier aus bietet sich ein beeindruckender Rundblick auf die Steilküste, deren Höhenunterschied zum Meeresspiegel bei bis zu 620 Meter liegt. Wenig später lohnt sich ein Stopp bei dem Wegkreuz Cruzeiro de Teixido, von wo wir schon einen Blick auf unser nächstes Ziel, die Wallfahrtskirche des Heiligen Andreas, werfen können.
Santo André de Teixido
Nach wenigen Kurven erreichen wir Santo André de Teixido (Kastilisch: San Andrés de Teixido). Der Wallfahrtsort zählt nach Santiago de Compostela für die Galicier zu dem zweitwichtigsten Pilgerziel in Galicien.
Der nächste größere Ort auf der Halbinsel Serra da A Capelada ist der Urlaubsort Cedeira an der Westküste. Wer hier am Meer übernachten möchte, findet hier eine Reihe von Unterkünften. Wer jetzt als Abwechslung sich nach echter Stadtluft sehnt, fährt weiter in das 35 km entfernte Ferrol.
Weitere Reiseinformationen und Unterkünfte
- Buchung von individuellen Hotels und Unterkünften an den Rías Altas ⇒ Booking.com (P+)
- Rias Altas Reiseführer mit sehenswerten Orten und Landschaften
- Die Höhepunkte der Rías Altas in Bildern
- Wegweiser zu den Attraktionen in Galicien
Karte der Rías Altas
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Tipps
Die Gesamtlänge der Strecke entlang der Rías Altas beträgt von Ribadeo nach Santo André de Teixido mindestens 160 km. Für die Tour sollten zwei Übernachtungen eingeplant werden.
Im Anschluss an diese Tour kann die Fahrt über das sehenswerte Städtchen Betanzos nach A Coruña fortgesetzt werden.